Tradition trifft Zeitgeist: Die hohe Kunst der Parfümerie kommt nicht immer aus Frankreich.

Erst des Kaisers neuer Duft, dann das Parfüm für die mondäne Frau der 1920er: Den Grundstein dafür legt der Berliner Klavierbauer Joachim Friedrich Schwarzlose bereits im Jahr 1856, als er die Drogerie „J. F. Schwarzlose Söhne“ am Gendarmenmarkt in Berlin gründet und mit der Parfümherstellung beginnt. 24 Jahre später steigt er zum preußischen Hoflieferanten für Parfüm auf.

Das Berlin der Vorkaiserzeit

Da Brandenburg damals wie heute nicht die sonnige Provence ist, ist auch der Anbau von Naturingredienzien wie Rose, Lavendel und Co., wie sie in Südfrankreich zur Parfümherstellung destilliert werden, eher schwierig. In Ermangelung an duftenden Lavendelfedern und sonnenverwöhnten Rosen, aber mit ausreichend Erfindergeist nutzt J.F. Schwarzlose stattdessen die sich rasant entwickelnden Naturwissenschaften und die innovative Produktion synthetischer Duftstoffe zu seinen Gunsten. Mit Kreativität und Innovationsgeist werden also neue Duftnoten gemischt, gepaart und verbunden, die es bis dahin so noch nicht gibt. Und voilà, olfaktorische Meisterwerke wie die Verkaufsschlager „Rosa Centifolia – der Duft der dunkelroten Gartenrose“, das Phantasieparfüm „Royalin“ oder der beliebte Herrenduft „Finale“ sind geboren.

Vom simplen Blütenduft zur fantasievollen Parfümkreation

Werden um 1900 noch Parfüme verlangt, die möglichst das gewünschten Blütenaroma – Maiglöckchen, Veilchen, Rose oder Flieder – wiedergeben, wandelt sich langsam, aber sicher auch die Vorliebe bei den Gerüchen. Die Kunst des Komponierens olfaktorischer Fantasien tritt immer stärker in den Vordergrund, sodass sich die Parfümeure von der Natur entfernen und stattdessen fantasievolle Düfte mit ungewöhnlichen Namen kreieren. Nur so werden die deutschen Parfümhersteller neben ihren berühmten französischen Nachbarn mit den kaum erschwinglichen Naturingredienzien konkurrenzfähig.

Die ersten J.F. Schwarzlose Düfte: „1A-33“ und „Treffpunkt 8 Uhr“

Zur Jahrhundertwende lancieren die inzwischen kaiserlich-königlichen Hoflieferanten J.F. Schwarzlose Söhne den Frauenduft „1A-33“. Der ungewöhnliche Name verweist auf das Kennzeichen eines der Auslieferfahrzeuge in Moabit – und erhebt damit Berlin zum Zentrum deutscher Parfumherstellung. „J.F. Schwarzlose Söhne“ wird zur größten Parfümmarke Deutschlands und erlangt weltweit Bekanntheit. Selbst in der Verbotenen Stadt im Kaiserpalast in Peking hüllt sich Pu Yi, letzter Kaiser von China, in den Duft „Weiße Rose“ aus Berlin.

Weitere Duft-Kompositionen folgen, darunter „Treffpunkt 8 Uhr“, „Electra Muget“, aber auch „Chic“ mit Anklängen an das französische Savoir Vivre und das ledrige „Peau d’Espagne“.

Das Ende von „J.F. Schwarzlose Söhne“ im Jahr 1976

Die ereignisreiche Dekade zwischen zwei Weltkriegen ist geprägt vom Wirtschaftsaufschwung in den Industrieländern sowie einer Blütezeit für Kunst, Kultur und Wissenschaft. Gleichzeitig entfaltet sich vor allem in Metropolen wie New York, Chicago, London und Paris eine bis dahin ungekannte, revolutionäre gesellschaftliche Freizügigkeit, Ausgelassenheit und Wildheit, die allerdings 1929 mit der Weltwirtschaftskrise endete.

Spätestens als in Europa der Zweite Weltkrieg wütet und eine Zeit von Armut und Mangel beginnt, werden Parfüme – als Zeichen von Glamour und Luxus – zum nutzlosen Gut. Zudem geht die Schwarzlose-Parfüm-Manufaktur in Moabit während der Bombardierung Berlins in Flammen auf, und auch die Jahre danach sind schwierig. Der Mauerbau, der die Hauptstadt und die Geschäftsstellen des Unternehmens teilt, zwingt J.F. Schwarzlose im Jahr 1976 dazu, die Produktion einzustellen. Nach 120 Jahren hört „J.F. Schwarzlose Söhne“ auf zu existieren… Bis zum Jahr 2012!

Comeback des Berliner Dufthauses in 2012

2012 wagen Lutz Herrmann und Tamas Tagscherer einen Neuanfang mit dem bescheidenen Ziel, der Traditionsmarke neues Leben einzuhauchen und den alten Glanz der Marke aufleben zu lassen. Das heißt: Düfte kreieren, die abseits der Norm und Chanel N° 5 sind. Doch dafür muss das Kreativduo zunächst die Zusammensetzungen der alten Düfte analysieren. Zwar sind die jahrzehntealten, auf Flohmärkten und über Ebay ersteigerten Restbestände der Original-Parfüms mittlerweile gekippt und unbrauchbar, doch die ungefähre Mischung lässt sich im Labor noch ermitteln. Die Parfümeurin Véronique Nyberg analysiert die Proben und ermittelt ihre Inhaltsstoffe.

Mit Nybergs Hilfe hat das J.F. Schwarzlose von heute nicht an Kreativität verloren, ganz im Gegenteil! Ein cleveres Konzept aus wiederbelebten Klassikern und neuen Kreationen lässt den Geist der Marke wiederaufleben. Konzipiert für Duftkenner, Genießer und Individualisten, sind auch die heutigen Schwarzlose-Parfüms als Nischendüfte souverän und selbstbewusst, kosmopolitisch und zeitgeistig, originell und authentisch, jenseits jeder Mainstream-Attitüde. Und natürlich sind die edlen Eau de Parfums so exzentrisch, extravagant und schillernd wie die Hauptstadt selbst.

Neuinterpretation alter Klassiker

Als Hommage an die Markengeschichte knüpfen die beiden ersten neuen Kreationen an alte Erfolge an: Der Frühlingsduft „1A-33” aus Mandarine, rotem Pfeffer, Lindenblüte und Zedernholz ist die erste Neuinterpretation des ehemaligen Schwarzlose Klassikers und steht für das alte und neue Berlin. Diese sinnliche Ode an die Leichtigkeit des Seins, an alles Neue und Verführerische, beschwört sehr subtil eine aufregende Welt amouröser Eskapaden in all ihrer Ambivalenz.

Auch die Kreationen „Trance“ und „Treffpunkt 8 Uhr“ erinnern an die alte Zeiten in der Weimarer Republik. Letzterer ist eine kontrastreiche Mischung aus Mango, frischem Ingwer, Salbei und Vetiver, die wie eine Erinnerung an Berliner Flirts und Liebesgeschichten ist.

Darüber hinaus versuchen sich die Parfümproduzenten auch an neuen Mixturen, unter anderem „Rausch“ und „Zeitgeist“. Die Neukreation „Rausch“ beispielsweise ist eine exzentrische Tour durch die Nacht, wie man sie nur in Berlin erleben kann. Roter Pfeffer, Sandelholz, Patschuli und Amber setzen ein olfaktorisches Statement. Gleichzeitig verbinden sie den Zeitgeist der goldenen Zwanzigern mit dem individuellen, pulsierenden Berlin von heute.

Die neuen Zwanziger: 1920 trifft auf 2020

Pünktlich zum Jahreswechsel bringt J.F. Schwarzlose Berlin den Duft „20I20“ auf den Markt. Ein spritziger „Feel Good“-Duft, der nicht nur den Start der 2020er, sondern auch das Jubiläum der Goldenen 1920er feiert – jener legendären Ära voller Glamour, Exzess und extravaganter Freiheit, international bekannt als „Roaring 1920s“. Das Eau de Parfum „20I20“ kommt ebenfalls im nostalgischen Art Déco-Flakon daher und überzeugt mit aufregenden Noten von Patschuli, samtig-frischer Rose, Geranie, rosa Pfeffer sowie edlen Holznoten. Glamour und Extravaganz neu aufgelegt für die modernen Generationen X,Y und Z.

Olfaktorische Inspiration für den 20I20-Duft war der Schwarzlose-Klassiker „Chic“, das legendäre Parfum der 1920er Jahre. Sein Mix aus würzigem Patschuli mit samtweicher Süße war damals eine Sensation. Die ursprüngliche Formel wurde in einem aufwendigen Verfahren ermittelt und von Schwarzlose-Parfümeurin Véronique Nyberg modern interpretiert.

Alle Parfüms: 50 ml, 129 Euro UVP, weitere Infos unter www.schwarzloseberlin.com

Fotos: J.F. Schwarzlose Berlin