Etwas Zeit & einen erhobenen Kopf …
Mehr braucht es nicht, um Architektur-Ausflüge zu genießen und Aha-Erlebnisse einzusammeln
Anthrazitgraue Basaltlava überzieht den Museumsblock, an den Ecken nach unten gezogen trotzt er der Großstadtbrandung. Monolithisch, unverrückbar, wie aus der Tiefe auftauchend … Das Museum of modern art, kurz mumok im MQ, repräsentiert den kulturellen Brückenschlag, den diese Stadt so gut kann. Sein Gegenüber: eine 400m lange Barockfassade! Der prachtvolle Messepalast, einst Wiener Hofstallung, Messestandort, wurde nach langjährigen Diskussionen Teil des Museumsquartiers und ist Johann Bernhard Fischer von Erlach Architektur vom Feinsten. An den Kanten und Ecken der modernen Museumsbauten reibt sich keiner, im Gegenteil, dazwischen rasten tiefenentspannte Stadtnomaden auf den bunten „Enzis“ – das ist ebenso Wiener Lifestyle wie der Besuch am Markt.
Alltagsnähe & Charakterköpfe! Viel echtes Grätzelleben genießen die Gäste der „grätzlhotels“, quasi Wiener auf Zeit. Man logiert in Suiten, nach dem Prinzip des „fragmentierten Hotels“ in leerstehenden Geschäftslokalen installiert, und das mitten im Grätzl, sprich Stadtviertel – rund um den Karmelitermarkt oder Meidlinger Markt oder am Belvedere. Hier trifft man die Wiener Originale und weltoffene junge Kreative. Man geht ins neue Coffee Shop „LieblinXplatz“ am Karmeliterviertel, direkt am Donaukanal, oder ins schon „alteingesessene“ Motto am Fluss, und von hier schwirrt man aus, z. B. ins besagte mumok, wo gerade „Wir Wegbereiter. Pioniere der Nachkriegsmoderne“ läuft.
Einprägsam im wahrsten Wortsinn ist ein anderes Stück unverkennbares Österreich – die Hundertwasser-Architektur des Rogner Bades Blumau. Dass jener Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser, bürgerlich: Friedrich Stowasser, der 2000 an Bord der Queen Elizabeth 2 vor Brisbane verstarb, zeitlebens ein Gegner der „geraden Linie“ und jeglicher Standardisierung war, weiß man von Austria bis Australia. Auch das Architektendreigestirn Hoffmann, Kada, Hollein genießt Weltruhm, das moderne St. Pölten trägt ihre Handschriften. Landtagsschiff, Landtags- und Regierungsgebäude und Klangturm mit Blick über St.Pölten erbaute DI Ernst Hoffmann, das Festspielhaus St.Pölten wurde von Architekt Klaus Kada 1997 eröffnet, Hans Hollein trug mit dem NÖ Landesmuseum ein multimediales Erlebnismuseum bei. Also Augen auf und erleben …
Treffpunkt Wien & St. Pölten …
* mumok Sammlungspräsentation „Wir Wegbereiter. Pioniere der Nachkriegsmoderne“, bis März ’17 Fokus auf Viktor Matejka und Werner Hofmann, Impulsgeber im Wien der Nachkriegszeit.
* Neuer Coffee Shop „LieblinXplatz“ im Karmeliterviertel, Industrial Style am Donaukanal, Kaffee der Grazer Rösterei Tribeka, dazu homemade Slutty Brownies & Florida Lemon Cake.
* Kulturrundgang Modernes St. Pölten: Tour vom Landtagsaals bis zum Festspielhaus, Landesmuseum, Klangturm, Rundblick in luftiger Höhe. Termine: 2.8., 6.9., 4.10. 2016, 18-19.30 Uhr
Technik, Torten, perfekte Töne! Vielleicht liegt es am Erbe der Industrie und am rauen Charme der Hafenkräne: Kunst und Technik verschränken sich in Linz perfekt. Die Stadt der Arbeit ist auch offen für die Arbeit der Avantgarde. Das Ars Electronica Center mit der größten LED-Fassade Europas leuchtet nächtens wie ein urbaner Leitstern. Apropos: Hofastronom Kepler lebte von 1612 bis 1626 in der „Donauperle“ und aß womöglich schon Linzertorte! In der Stiftsbibliothek zu Admont wurde ein aus 1653 und aus Linz stammendes Rezept gefunden. Die „älteste Torte der Welt“ mundet vor oder nach dem Walk über den Höhenweg … Im Bregenzerwald – Szenenwechsel – geht man 12 „Wege zur Gestaltung“. Die Bregenzerwälder überraschen ja gerne mit einer spannenden Kombination aus alter und neuer (Holz-) Architektur. Als Schaufenster für das innovative Handwerk versteht sich das Werkraum Haus in Andelsbuch, geplant vom Schweizer Architekt Peter Zumthor, der die Bregenzerwälder Werkraum-Handwerker beim Bau des Kunsthaus Bregenz kennen und schätzen gelernt hatte. Wir wechseln abermals den Schauplatz, zu einem ebenso geschätzten Juwel: Lisztzentrums Raiding, Mittelburgenland! Hier ist 2006 eine besondere Symbiose gelungen. In unmittelbarer Nachbarschaft zum modernen Konzerthaus befindet sich das Geburtshaus des Komponisten aus dem 16. Jahrhundert.
12 „Wege zur Gestaltung“ machen die besondere Auseinandersetzung mit dem Lebensraum sichtbar und spürbar, 1,5-4 Stunden durch 13 Dörfer. Mit Infosäulen und seit heuer auch geführt.
Credits: mumok © Österreich Werbung/Bartl; Landhaus: Österreich Werbung/Popp Hackner, Motto: Österreich Werbung/Peter Burgstaller; grätzlhotels; Österreich Werbung/ Rogner Bad Blumau; Stephanspaltz: Österreich Werbung/Diejun; Liszt Center: Ulrich Schwarz; Linz Höhenweg: Österreich Werbung/Peter Burgstaller; Werkraum Haus: Peter Loewy Werkraum Bregenzerwald