Wenn Exil, dann hier! Plus: Haute Couture am Bodensee! Pariser Mode vor 200 Jahren ….

Wenn Exil, dann hier! Meinte schon der Historiker Golo Mann über den Arenenberg. Um ebendort hin zu kommen, fahren wir mit dem Bodensee Schiff nach Mannenbach und spazieren von dort aus zum Schloss und Park Arenenberg mit Landschaftspark, seit 2104 auch mit der Rarität eines mittelalterlichen Patrizier(nicht Kloster)Gartens – ein Lustgarten mit Wasserlauf, Rasenbänken und Kräuterbeeten.

image022Eine edlere Adresse hätte sich Familie Bonaparte nicht aussuchen können! In einem atemberaubend gelegenen Schloss wuchs der junge Napoleon III. auf, spielte in einem mehrere Fußballfelder großen Landschaftspark.

Im Napoleonschloss werden derzeit Gewänder gezeigt, die auch der französischen Schlossherrin gefallen hätten. Die Sonderausstellung «Haute Couture! Pariser Mode vor 200 Jahren» bringt bis 25. September 2016 Empiremode in die prachtvollen Salons des Schlosses. Die nach Entwürfen der Zeit geschneiderten Kleidungsstücke hat das Napoleonmuseum Thurgau aus Frankreich ausgeliehen, sie waren bisher noch nie in der Schweiz zu sehen.

 

13047761_1693044727625684_6686880606223511250_o 13063002_1693044724292351_1119389227550353768_oZugeschnitten auf die Madame von Welt. Als Hortense de Beauharnais ihre Gäste empfing, trug sie die angesagtesten Pariser Kreationen: Die Taille unter der Brust, hauchdünne Stoffe, dazu lief man barfuss oder mit leichten Ballerinas. Neben festlichen Damenkleidern werden in den Räumen des Schlosses auch Kindermode und Herrenkleidung gezeigt. Männer trugen damals lange Hosen, die«Pantalottes» (aus den Arbeitshosen entstanden), Mantel und Frack aus einfachen Wollstoffen, ein Halstuch und hoch stehende Krägen. Die kurzen Haare wurden ins Gesicht gekämmt und mit langen Koteletten getragen.

 

 

Ausstellung für Modeverliebte. Die Sonderausstellung «Haute Couture! Pariser Mode vor 200 Jahren» zeigt nun 25 historische Outfits von Frauen, Männern und Kindern im Napoleonschloss. Geschneidert nach Vorlagen aus der Zeit von 1789 bis 1816 zeigen sie die Mode zur Kernzeit des Lebens der Königin Hortense. Die Stücke stammen aus der Privatsammlung von La Dame d’Atours und sind erstmals ausserhalb Frankreichs zu sehen. In den passenden historischen Salons des Napoleonschlosses werden die Kleidungsstücke stimmig präsentiert.

13086638_1693044710959019_2238284750801419392_o

Kleidung von züchtig bis durchsichtig. Während sich die Männermode in Zeiten der Revolution kaum veränderte, folgte die Damenmode immer wieder neuen Trends. Während der Revolution (1789-1799) und des Konsulats (1799-1804) waren zum Beispiel manche Dekolletés so eng, dass die Brust nach oben gezurrt wurde. Das empfand der konservative Korse Napoleon als unanständig und er sorgte nach seiner Machtergreifung dafür, dass die Kleidung der Damen zunächst bei Hofe und später in ganz Frankreich wieder züchtig wurde. Ähnliches galt auch für die Dessous: Trug eine Frau bis zur Revolution noch Korsett und Reifrock, war es anschliessend schick, «ganz ohne» zu gehen und so seinen Körper nicht mehr einzuengen. Auch hier griff der Kaiser rigoros ein: Im Empire kam das Korsett zurück.

 

13086730_1693044754292348_3858308184965460761_o

Dress to impress à la 1800. Unsere Vorfahren von Rang wechselten mehrmals am Tag ihre Garderobe und für alle Fälle besass man selbstverständlich auch zwei oder drei Exemplare für den gleichen Anlass (wie zum Beispiel zum Promenieren im Park, am See oder in der Stadt). Die Modemacher bezogen übrigens die Namen für ihre Kleider gerne aus damals aktuellen Ereignissen. Sie erinnerten so an mehr oder weniger entfernte Gegenden. Der Ägypten-Expedition des Generals Bonaparte folgten so beispielsweise «Ärmel à la Mamelouk». Auch im Stil orientierten sie sich gerne an historischen Vorbildern; gerade die Antike stand hier hoch im Kurs.

Modefan Hortense de Beauharnais. Die «Kunst zu Gefallen» beherrschte Hortense de Beauharnais wie kaum eine andere. Kein Wunder also, dass sie schöne Kleider und Stoffe liebte, schliesslich war sie ja auch ein Kind ihrer Zeit. Als sich die Königin in Konstanz und im Thurgau fest ansiedelte, kam ihr gesamtes Hab und Gut in Kisten verpackt an den Bodensee. Darunter sicher auch ihre kostbaren Roben. Mit ihnen erschien sie auf den Einladungen der hiesigen Hautevolee oder gab selbst Empfänge. Was für eine Pracht und was für ein Aufsehen mag sie damit in der Provinz verursacht haben! Wahrscheinlich liess Kaiserin Eugénie, ihre Schwiegertochter, ihre Kleider nach Hortenses Tod nach England bringen. Dort verlieren sich ihre Spuren. Ihren Geschmack und ihre Modevorlieben sind durch Bilder und Inventarlisten überliefert. Diese berichten immer wieder von kostbaren Stoffen und erwähnen die Kleider des kaiserlichen Hofes. Entsprechend dieser Vorgaben wurden die Ausstellungsstücke ausgewählt.

Sonderführungen zur Mode vor 200 Jahren. Die Arenenberger Ausstellung ist Bestandteil der Aktivitäten anlässlich des 200-Jahre-Königin-Hortense-Jubiläums. Alle 14 Tage finden Spezialführungen mit Hintergrundinformationen statt.

Weitere Informationen: Napoleonmuseum Thurgau, Telefon: + 41 (0)58 345 74 10, www.napoleonmuseum.ch

Fotos: Napoleonmuseum Thurgau, Elisabeth Stadlbauer