„Erwarten Sie das Unerwartete“ steht auf der Homepage von Hellbrunn – und das stimmt. Das Lustschloss des fidelen Fürsterzbischofes Markus Sittikus vor den Toren Salzburgs hat es im wahrsten Sinne des Wortes in sich: Wasserautomaten, Grotten und heimtückische Spritzbrunnen sorgen seit über 400 Jahren für nasse, vor allem aber lachende Gesichter. Eine unterhaltsame Zeitreise in die Epoche des Barock ist heute wie damals ein Ort der Unterhaltung und des Vergnügens.
Was ist eigentlich ein Lustschloss?
Ganz einfach: ein Ort zum Feiern, zum Vergnügen und zur Erholung. Ein repräsentatives Feriendomizil mit Park und Wasserspielen. Lustschlösser waren um 1615 groß in Mode. Bei Hellbrunn hat sich das in 400 Jahren kaum geändert. Bloß war früher das Vergnügen Fürsterzbischöfen wie Markus Sittikus vorbehalten. Heute kann jedermann durch den Park flanieren, sich in den Wasserspielen vergnügen und im Schloss feiern.
Stellen Sie sich einen Mann vor, der gleichzeitig Fürst ist und Erzbischof, oder einen Machthaber, ausgestattet mit Reichtum aus Gold und Salz. Sein Name: Markus Sittikus. Seine Vision: einen Ort zu erschaffen, den es so noch nie gegeben hat. Diese Leidenschaft spüren Sie heute noch. Hellbrunn ist mehr als ein Lustschloss mit Park und den einzigartigen Wasserspielen – Hellbrunn ist ein Lebensgefühl. Ein manieristisches Spielzeug für große Kinder. Auf sie warten von Wasserkraft bewegte Figuren genauso wie wasserspeiende Hirsche. Man stellte sich vor: Die ausgelassene Hofgesellschaft beim flackernden Licht von hunderten Kerzen und Fackeln, wirkungsvoll posiert in einer der fünf Grotten: der Neptungrotte, der Ruinengrotte, der Muschelgrotte, der Spiegelgrotte und der Vogelsanggrotte, die den Besucher in schauriges Entsetzen und entzücktes Erstaunen versetzen konnten. Und das nicht nur wegen ihrer architektonischen Gestaltung wie zum Beispiel bei der Ruinengrotte, deren Eindruck völliger Zerstörung bis ins kleinste Detail absichtlich war.
Warum kann die Vogelsanggrotte singen?
Eine weitere Dimension heiteren Verwunderns erweckten die technischen Finessen, die täuschend „echte“ Geräusche hervorzaubern konnten. Die Vogelsanggrotte, in der aus etlichen Nischen zehn verschiedene Vogelstimmen ertönen, benötigt einen eigenen großen Raum an der Nordseite des Schlosses, der die gesamte Mechanik der acht Wasser- und drei trockenen Pfeifen beherbergt.
Ein vertikal arbeitendes Wasserrad wird von einem Wasserstrahl oberschlächtig angetrieben. Das Rad bewegt den Blasebalg, der die Luft in die Windlade eines Orgelwerkes treibt. Dieses Werk wiederum bekommt seinen Antrieb durch ein im Boden horizontal gelagertes turbinenartiges Wasserrad, das die Stiftenwalze viermal in der Minute umdreht. Die Stiftenwalze trägt elf Reihen Stifte für die elf Vogelstimmen.
Wendete sich die fröhliche Gesellschaft nun nach Süden in Richtung Theatrum, stand sie bald vor dem steinernen Tisch mit zehn steinernen Hockern, in dessen Mitte ein langer Schacht eingelassen war. Zur Freude der Gäste, die daran Platz nahmen, um ihren Wein zu kühlen. Und zur Schadenfreude des Hausherrn, der die Sitzenden aus heiterem Himmel von unten durch die Stühle bespritzen konnte (natürlich ohne selbst nass zu werden). Diejenigen, die dann die Flucht ergreifen wollten, wurden durch eine Wasserwand daran gehindert, die aus 87 im Boden verborgenen Bleiröhrchen entstand.
Quellen: Beiträge des Institutes für Spielforschung und Spielpädagogik an der Universität Mozarteum Salzburg, Verlag Bernd Katzbichler, München-Salzburg, 9. Jahrgang 1999. Beitrag: Ein Vergnügen für den Erzbischof. Die Automaten der Wasserspiele am Lustort Hellbrunn, Katharina Müller-Uri
Historischer Park und Steintheater
60 Hektar zum Entspannen und Durchatmen, zum Flanieren, Genießen und Staunen – Kunsthistoriker sehen in diesem Park ein manieristisches Gesamtkunstwerk, eine Wunderkammer der Gartenarchitektur: teils künstlich angelegte Parklandschaft, teils naturbelassenes Biotop; teils Wiesen, Teiche, Hügel, teils Kinderparadies. Der Name Hellbrunn bedeutet unter anderem „heilender Brunnen“ – Jeder, der hierher kommt, wird begreifen warum.
Das Steintheater wirkt, als sei es direkt aus Shakespeares Sommernachtstraum entsprungen. Gut versteckt im Wald des Hellbrunner Berges befindet sich diese einzigartige Naturbühne, auf der bereits 1617 Theater gespielt und musiziert wurde.
Volkskundemuseum im Hellbrunner Monatsschlössl
Das Hellbrunner Monatsschlössl wurde 1615 als Jagdschlösschen für Erzbischof Markus Sittikus (1612-1619) erbaut – der Legende nach in nur einem Monat. Seit 1924 beheimatet es das Salzburger Volkskunde Museum. Auf drei Stockwerken werden hier Schätze der Salzburger Volkskultur präsentiert. Zu den besonders wertvollen Ausstellungsstücken zählen die bäuerlichen Prunkmöbel und die historischen Masken. Höhepunkte der Schau bilden die lebensgroßen Brauchfiguren der Schönperchten sowie die Präsentation der schönsten, für Salzburg typischen Trachten. Während der Sommermonate gibt es regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen zu aktuellen Themen der Salzburger Lebensart.
Öffnungszeiten: Das Monatsschlössl hat wie das Schloss Hellbrunn und die Wasserspiele von Frühling bis Herbst geöffnet. Für alle Besucher*innen ab 12 Jahren gilt aktuell die 3G-Regel. Somit ist einer der folgenden Nachweise notwendig: getestet, geimpft, genesen.
Fotos: Elisabeth Stadlbauer