Der größte Beitrag von Vitra zur Nachhaltigkeit ist die Entwicklung von Produkten, die auf Überfüssiges verzichten und eine lange Lebensdauer haben. Jetzt bringt der Schweizer Möbelhersteller seinen ersten Stuhl aus lokalem Recyclingmaterial auf den Markt: „Tip Top RE“.
Die Auseinandersetzung mit alternativen Materialien, sowohl für neue Produkte, als auch zur Verbesserung, zur Ergänzung oder zum Ersatz bestehender Produkte, steht bei der Arbeit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Vitra im Mittelpunkt. Dem Team ist es nun gelungen, das erste Produkt aus aufbereitetem Hausmüll nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft herzustellen.
Der Kunststoff stammt aus der kommunalen Abfallentsorgung in Deutschland, in der die Wertstoffe im Programm „Gelber Sack“ gesammelt werden. Nach der Trennung von Metallen und anderen Verbundmaterialien wird der Kunststoff geschreddert, gereinigt und in ein hochwertiges Mehrweggranulat umgewandelt. Mit dieser Alternative zu erdölbasierten Primärkunststoffen wird eine deutliche Senkung des Energieverbrauchs erreicht.
Glasfasern verleihen dem Recycling-Stuhl „Tip Ton RE“ Stabilität und Qualität
Das erste aus diesem neuen Material hergestellte Produkt ist ein Nachfolger des Stuhls Tip Ton, den Edward Barber und Jay Osgerby mit Vitra im Jahr 2011 entwickelt haben. Aus Recyclingmaterial hergestellt heißt das Modell nun „Tip Ton RE“.
Um die notwendige Stabilität und Qualität zu erreichen, wird das recycelte Material mit der geringstmöglichen Menge Glasfasern ergänzt. Farbstoffe werden keine zugesetzt: Das Grau von „Tip Ton RE“ ist die natürliche Farbe des verarbeiteten Recyclingmaterials. Es weist winzige Einsprengsel auf, die die Oberfläche lebendiger machen und ihr Tiefe verleihen. „Tip Ton RE“ selbst ist am Ende seiner Produktlebensdauer zu 100 % recycelbar.
„Wir wollten das Material so rein wie möglich halten“, erklärt Christian Grosen Rasmussen, Chief Design Officer von Vitra. „Man bekommt, was man sieht. Im Grau finden sich winzige Sprenkel anderer Farben, die von Stuhl zu Stuhl variieren. Das scheint mir interessant, es verschiebt unsere Wahrnehmung davon, was Kunststoff ist. Die leichte Unregelmässigkeit des recycelten Materials verleiht ihm Tiefe und gibt ihm eine Geschichte – so wie die Struktur eines Holzstücks einem erzählt, wie der Baum gewachsen ist.“
Wofür steht „Tip Ton“?
Der Name „Tip Ton“ bezieht sich nicht nur lautmalerisch auf die charakteristische doppelte Sitzhaltung, die der Stuhl bietet, sondern spielt auch auf die Schule im englischen Tipton an, für die er ursprünglich entwickelt wurde.
„Tip Ton“ lässt sich aus der Standardposition um einige Grad nach vorne neigen, wodurch sich das Becken und die Wirbelsäule aufrichten und die Blutzirkulation verbessert wird. Diese eigentlich für Bürodrehstühle charakteristische Haltung bietet beim Sitzen am Tisch ergonomische Vorteile. Seit seiner Markteinführung im Jahr 2011 wird „Tip Ton“ in Schulen und Bibliotheken sowie in Homeoffices und am Esstisch eingesetzt. Bis zu vier Stühle können aufeinandergestapelt werden und die Materialien von „Tip Ton RE“ und „Tip Ton“ sind robust und pflegeleicht.
Weitere Vitra-Produkte aus Recyclingmaterial werden folgen
„Wir entwickeln unsere Produkte kontinuierlich weiter, auch im Hinblick auf ihre Materialien“, berichtet Christian Grosen Rasmussen. „Wenn ein Material unsere Qualitätskriterien erfüllt, unseren strengen Tests standhält und gleichzeitig aus einer lokalen Quelle stammt, sodass wir Emissionen reduzieren können, dann versuchen wir, geeignete Produkte aus diesem Material herzustellen. So wie Tip Ton RE.“
Foto: Vitra