Die Plattform guterzweck.at informiert über aktuelle Themen im Sozialbereich. Anlässlich des Internationalen Frauentags am 08.03.2020 nimmt sie sich des Themas der Beschneidung an und berichtet über die aktuelle Situation. Wenn Sie helfen möchten, können Sie das mit einer Geldspende oder Zeitspende an die Desert Flower Foundation tun!

Beschneidung: Ein qualvoller Weg

Die Beschneidung ist ein grausames Ritual, dem weltweit immer noch Millionen Frauen unterliegen. Alle 11 Sekunden wird ein Mädchen beschnitten. Laut den Vereinten Nationen (UN) haben 200 Millionen lebende Mädchen und Frauen eine Form der weiblichen Genitalverstümmelung erlebt. Die Praxis ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte und wird hauptsächlich in Afrika, im mittleren Osten und in Teilen von Asien praktiziert.

Was passiert bei einer „Beschneidung“ genau?

Das Wort Beschneidung ist im Sprachgebrauch weit verbreitet, medizinisch aber ein falscher Begriff. Bei FGM (Female Genital Mutilation) handelt es sich um eine lebensgefährliche Prozedur, welche die weiblichen Genitalien verletzt und keinerlei Vorteile für die Gesundheit bietet. Darüber hinaus stellt die Genitalverstümmelung auch nach dem Eingriff ein Gesundheitsrisiko dar. Beispielsweise können sich in den weiblichen Geschlechtsteilen Zysten bilden, das Infektionsrisiko erhöht sich und die Geburt eines Kindes kann problematisch sein. Abgesehen davon spüren beschnittene Frauen beim Geschlechtsverkehr keinerlei Lust sondern nur Schmerzen.

Drei Arten der Genitalverstümmelung

Der Prozess wird stets unter Ausschluss von Männern durchgeführt. Oft verstümmelt die eigene Mutter, eine Frau aus der Familie oder der religiösen Gemeinschaft das junge Mädchen. Der Prozess wird bei vollem Bewusstsein mit Rasierklinge, Messer, Schere oder Glasscherbe durchgeführt. Nach der Prozedur werden die Mädchen oft alleine gelassen und müssen den Schmerz und die Blutungen aushalten. In vielen Kulturkreisen unterscheidet man zwischen drei Arten der Genitalverstümmelung. In 80% der Fälle wird Typ 1 oder 2 durchgeführt.

Typ 1: Diese Art von Beschneidung entfernt die Klitoris. In seltenen Fällen wird „nur“ die Haut rund um die Klitoris entfernt.
Typ 2: Darunter versteht man die teilweise oder ganze Entfernung der Klitoris und den inneren Schamlippen. In manchen Fällen werden auch die äußeren Schamlippen entfernt.
Typ 3: Die äußeren Geschlechtsteile werden teilweise oder komplett entfernt. Die äußeren Schamlippen werden im Anschluss zusammengenäht. Was bleibt? Eine kleine Öffnung für das Ausschneiden des Harns und der Menstruation. Die Naht muss vor der Geburt eines Kindes wieder geöffnet werden. Die „Infibulation“ verursacht die meisten Schmerzen.

Ritual des Erwachsenwerdens

Genitalverstümmelung wird in vielen Ländern und Kulturkreisen praktiziert, zum Beispiel im Christentum oder in muslimischen Ländern. Oft handelt es sich dabei um ein Ritual, das Mädchen auf das Erwachsen-Sein vorbereiten soll. Außerdem soll FGM die Jungfräulichkeit von Mädchen schützen und in weiterer Folge verheiratete Frauen davor ihre Männer zu betrügen. Manche Gemeinschaften behaupten auch, dass FGM aus Hygienegründen und Reinheit durchgeführt wird. In vielen Ländern wird der Glaube vertreten, dass nur beschnittene Mädchen Heiratsmaterial sind. Das führt in weiterer Folge dazu, dass der Eingriff für viele Familien eine Form der Absicherung darstellt. 

Aktivistinnen im Kampf gegen Genitalverstümmelung

Der Film Female Pleasure erzählt unter anderem von Leyla Hussein, einer Aktivistin die im Alter von 7 Jahren beschnitten wurde. Sie arbeitet als Therapeutin und sorgt für Aufklärung. Eine weitere bekannte Person, die dieses grausame Ritual ertragen musste, ist Waris Dirie. Die in Somalia geborene Frau wurde Model, Bestseller-Autorin und Aktivistin im Kampf gegen gegen weibliche Genitalverstümmelung. Mit der Desert Flower Foundation nimmt sie sich diesem wichtigen Thema an. Die Organisation setzt sich in ihren gesellschaftspolitischen Forderungen dafür ein, Aufklärungsarbeit zu leisten. Zudem soll die weibliche Genitalverstümmelung unabhängig von der Nationalität als Verbrechen eingestuft und dementsprechend verfolgt werden.

Fotos: Titelbild Quelle Unsplash Annie Spratt; Grafik Deutsche Stiftung Weltbevölkerung