Der moderne Schönheitsbegriff und wie er unser ganzes Leben bestimmt. (Schönheits)Ideale tun nicht weh, oder etwa doch? Warum Schönheit über allem steht!

„Wer die Schönheit erkennen will, muss sie zuerst anerkennen“ Bernd Guggenberger, Sozialwissenschafter,

Essayist, bildender Künstler

Wissen Sie, was uns ganz schön nervt? Dieses stereotype Jammern über den „Fluch“ von Schönheitsidealen! Schönheit wurde nunmal „von den Göttern mit größerer Macht bedacht wurde als die Weisheit“ … Der große Staatsmann Perikles nahm vor über 2.500 Jahren zur Kenntnis worüber wir heute diskutieren, als wäre sie verhandelbar: Die Macht der Schönheit! Selbst beim Verteilen von Sympathien sind wir von unserer naturgegebenen Empfänglichkeit für Schönheit abhängig. Ihre Ideale ändern sich im Laufe der Zeit – nicht aber ihre unumstößliche Bedeutung für alle Bereiche des Lebens. Wir wollen es schön haben, selbst schön sein. Schönheit ist das Menschheitsthema! Also lohnt es sich, ganz genau hinzusehen! Ohne Häme, ohne Neid und ohne gleich allen den Spaß zu verderben.

Wie steht es also um unsere Ideale im Hier und Jetzt? Die Welt der (kommerziell inszenierten) Schönheit ist klar strukturiert: Auf den Laufstegen sehen wir „Kleiderpupen“, nicht individuell (nicht lächelnd!), in Einheitsgröße, dünn (bzw. nach wie vor dürr). Da geht es nicht um „schön“ – auffallen muss nur die Mode. Dagegen die Red Carpet Diven Hollywoods: Wir sehen Göttinnen mit perfekten Kurven, teurem Schmuck, sinnlich, strahlend, sehr weiblich! Die perfekten Projektionsflächen … Schön! Oder?

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Nichts als Venus im Kopf!

Die Macht der Schönheit ist nicht zu brechen! Nützen wir sie!

Sehen wir die Göttinnen der Beautywelt, macht es in Sekundenbruchteilen Klick in unseren „Vergleichzentren“ im Gehirn. Bin ich ähnlich? Was mag ich, was nicht? Wie kann ich – wenn mir eine „Figur“ gefällt, auch so sein? Die „entrückte“ Schönheit der Fashion-Ikonen holen wir uns direkt vor den Spiegel und vergleichen … und das ist okay, denn im Vergleich lässt sich – im Idealfall – das eigene Schöne entdecken! Soll das gelingen, dann darf es nicht um schiefe Nasen und runde Bäuche gehen, sondern um weit mehr, um ein „Gesamtbild“ von sich und der Welt.

Das Beschäftigen mit Schönheit schult den Blick – auch für andere Ebenen von Schönheit, für Natur, Architektur, Kunst und die Schönheiten des Augenblicks. Dabei bleibt etwas in Erinnerung, und genau dieser Erinnerungspool gehört zu unserer Identität. So schulen wir unsere Sicht von Ästhetik. Nur wer viel gesehen hat, für sich verglichen und bewertet, kann seine eigene Ansicht von Schönheit kultivieren und Bewusstheit für die eigene schaffen … Das ist ein für Sie recht seltsamer Ansatz? Nicht alltäglich? Gut so, denn dann hat er Chance neue Perspektiven zu eröffnen. Schauen Sie mit uns genau hin, statt stereotyp über den „Fluch“ von Schönheitsidealen zu klagen … Sie tun nicht weh, wenn wir es nicht zulassen. Vor allem, schauen Sie genau hin: das Schöne, das wir spontan mögen, beginnen wir erst dann wirklich wertzuschätzen, wenn uns abseits des Optischen „etwas“ fesselt. Zauberwort: Sympathie! Diese erst ist in der Lage, jeden von uns auf seine Weise zu einer „one in a million“-Persönlichkeit zu machen, zu einer Ausnahmeschönheit im besten Wortsinn.

 

„Attraktivität ist die Summe vieler (kleiner) Details!“

Physiker, Autor und Coach Dr. Markus E. Huber

 

 

Biologie vs. Realität

„Nichts muss perfekt sein, um zu reizen“

Schönheit ist ein „Gut“, das unser Verlangen schürt.

Schön ist das, das wir schön finden! Subjektiv! Objektiv ist nur die Ästhetik als Wissenschaft, sie identifiziert Merkmale des Schönen wie der Botaniker eine Blüte nach ihrer Gattung. Für uns aber liegt die Schönheit im Auge des Betrachters! Und nicht jeder kommt zum selben Ergebnis. Fast nicht, denn auch die subjektive Sicht erweist sich in gewisser Weise als sehr eintönig. Sie erinnern sich: Beim „Kindchenschema“-Experiment zeigte sich, dass die meisten Probanden, unabhängig vom Geschlecht (!), jene Frauen am attraktivsten fanden, die ein Gesicht mit den Proportionen eines 14-jährigen Mädchens haben.

Vom Computer berechnet. Reine Kunstprodukte … Was sagt uns das? Sind wir schon durch die „geschönten Schönheiten“ der Werbeindustrie völlig „verdorben“? Nein, denn auch Säuglinge reagieren ähnlich: Werden ihnen Fotos verschiedener Gesichter gezeigt, schauen sie die völlig ebenmäßigen eindeutig länger an. Was Evolutionsbiologen daraus schließen, ist längst bekannt: Glatte, rosige Haut, kräftiges glänzendes Haar werden als Hinweise verstanden, dass dieser Mensch gesunde Gene hat. Biologen sprechen bei Schönheit inzwischen von einer Grundfunktion der Evolution, der sich niemand entziehen kann. Sie erzeugt jenen Unterschied, der für Aufmerksamkeit sorgt. Jetzt kommt das große ABER und damit die Rettung der Individualität! Alle Teilnehmer haben das am Computer entworfene perfekte Gesicht binnen Minuten vergessen!

Schönheit ist also mehr! Unsere Realität ist mehrschichtiger als jene in den Testlabors. Was sämtliche Studien ausklammern, ist „lebendige Schönheit“, Grazie, Lachen, all das, was Emotion ins Spiel bringt. Nichts davon muss perfekt sein, um zu reizen! Perfekte Schönheit wird bestenfalls bestaunt und das ist auch ihre Funktion, psychologisch! Denn wir lieben Vorbilder und Erfolge! Dem Ideal nahe zu kommen, ist „Ausdruck persönlicher Leistung“, sagt Norbert Kluge von der Universität Koblenz-Landau. Und, nicht vergessen: Die Liebe sieht Schönheit wieder mit ganz anderen Augen. Selbst das höchste Anforderungsprofil wird dann zur grauen Theorie …

 

Beauty im Alltag

Es ist gar nicht so leicht, schön zu sein!

Wie man mit Schönheitsidealen umgeht und welche man am besten zu den eigenen macht!

FIGUR: KÖRPER & GEWICHT. Wir verknüpfen „schön sein“ allem voran mit „schlank sein“, weil „schön schlank“ für das „blühende Leben“ steht, für Dynamik, für Gesundheit. Auch wenn wir langsam etwas weniger militant und damit großzügiger denken, hat der, der abnehmen will, (oder auch zunehmen), gute Gründe. Freilich muss dazu mehr passieren als „Fassadenpflege“. Denn was nützt Kleidergröße 38, wenn das Muskelkorsett den Körper nicht mehr tragen will, der Darm kaputt ist und mit ihm das ganze Körper-Geist-Seele-System. Dann ist gar nix mehr schön! Aber: Wenn es uns gelingen soll, diesen Körper zu kreieren, müssen wir die Einstellung adaptieren! Eine Methode, „Schönheitsblockaden“ zu lösen und neue Glaubenssätze zu installieren, sich selbst zuerst „schön zu denken“, liefert das oft zu Unrecht in Verruf geratene NLP (Neurolinguistische Programmieren). Der Klassiker „Denk dich schön“ von Cora Besser-Siegmund ist ein Einstieg in die Technik.

 ALTER: Schön ist, wer jung ist? Ein individuelles präventives Wellness-Gesundheitssystem hilft Ihnen, Ihre persönliche Reform zu vollziehen. Eine entscheidende Rolle für die Lebensqualität im Alter spielt die „Reserve“, die Sie im Lauf des Lebens durch körperliche oder geistige Aktivität anlegen. Studien zeigen, dass Menschen ohne diese Sicherheitsreserve im Alter rasch abbauen, sobald erste krankheitsbedingte Rückschläge auftreten. Ältere, die geistig aktiv sind, erreichen hingegen eine Aktivierung, die sich von jener der Jüngeren nicht unterscheidet. Die Anti Aging-Bewegung muss künftig das Bewusstsein für den individuellen Spielraum zwischen chronologischem und biologischem Alter fördern statt Motor des Jugendkultes zu sein. Sympathie ist dabei die beste Vorsorge! Hohe Sympathiewerte stärken das Immunsystem, wie Dr. Nathaniel Brandon in empirischen Studien belegt. Patricia Fisher, Expertin für Frauengesundheit, schreibt im Fachblatt „Prevention“: Sympathie ist ein Talent, das wir auf Hochglanz polieren müssen.“

Buchtipp: Karl Brunner: Was ist Schönheit? Anmerkungen über Ästhetik und Augenblick Edition Konturen März 2015, 24 €

© Fotos: WERNER HIMMELBAUER